Diese simple Frage ist oft nur schwer zu beantworten.
Je nach Hauttyp und Körperstelle kann ein und dieselbe Tätowierung in Aufwand und Umsetzung völlig anders ausfallen und somit unterschiedlich lange dauern. Es ist deshalb sehr schwer mit Pauschalpreisen zu rechnen. Auch einen Fixpreis pro Tagestermin anzusetzen, finde ich schwierig. Was, wenn ich 6 Stunden eingerechnet habe, der Kunde aber nach 3 Stunden abbricht, weil er nicht mehr kann?
Ich persönlich finde, dass ein Preis pro Stunde am fairsten ist und habe mich auf 120 € / Tattoostunde festgelegt.
Darin sind die Beratung, der Entwurf und die allgemeinen Vorbereitungen für das jeweilige Motiv, Arbeitsmaterialien, Desinfektions- und Hygieneaufwand und ein eventuelles Nacharbeiten enthalten.
Jetzt denkt vielleicht der eine oder andere, WAS??! 120€ pro Stunde? Das ist ja Wucher!
Dazu hätte ich folgende Rechnung:
Gehen wir von einem Tattoo am Unterarm aus, das in der Umsetzung 4 Stunden dauert. Das entspricht einem Preis von 480€.
Ein Beratungstermin vorab dauert in der Regel 30 Minuten.
Ist man sich einig und die Vorbereitung kann beginnen, sitze ich je nach Motiv mehrere Stunden an dem jeweiligen Entwurf. Gehen wir jetzt mal von gut 3 Stunden aus. Oftmals haben Kunden dann noch ein paar Erweiterungs- oder Änderungswünsche, womit schnell eine weitere halbe Stunde für Korrekturen hinzu kommt.
Hat der Kunde das Motiv abgesegnet, beginnt die Erstellung der Stencilvorlage. Da ich hier vieles in Handarbeit mache und ein sauberer Stencil sehr viel zu einem gelungenen Tattoo beiträgt, investiert man schnell noch mal 2 Stunden (bei größeren Tattoos natürlich viel mehr).
Nun folgt das eigentliche Tätowieren, wobei man grob davon ausgehen kann, dass es eine weitere halbe Stunde dauert, bis der Stencil auf der Haut platziert und ausreichend angetrocknet ist, bevor der erste Stich gesetzt werden kann. 4 Stunden später braucht es dann eine weitere halbe Stunde, bis das Tattoo ordentlich desinfiziert, versorgt und verbunden ist und der Kunde den Laden wieder verlässt.
Im Idealfall sind an dieser Stelle beide Seiten zufrieden und das Projekt ist abgeschlossen. Sollte aber ein Nachstechen notwendig sein, weil Haut nun einmal Haut ist und oftmals eigene Pläne im Umgang mit der eingebrachten Farbe hat, kommt nicht selten noch eine weitere Stunde Arbeit dazu. So oder so trifft man sich in der Regel noch einmal, für eine abschließende Kontrolle. Schließlich interessiert auch mich das Endergebnis sehr ;).
Für ein 4 Stunden Tattoo leiste ich also im Durchschnitt 8 Stunden Hintergrundarbeit. Die Kommunikation mit dem Kunden in Form von WhattsApp Nachrichten, Telefonaten und Emails habe ich hier nicht mitgerechnet; genausowenig wie die ganzen zusätzlichen Aufgaben des alltäglichen Studiobetriebs wie Instandhaltung meines Arbeitsplatzes, Social Media Pflege, Buchhaltung und natürlich die Reinigung des Studios vom Empfang bis zu den Toiletten.
Die 480€ Umsatz teilen sich also nicht länger durch 4, sondern durch 12 Stunden (und mehr).
Damit bleiben mir 40€ pro Stunde Brutto. Von diesen 40€ holt sich das Finanzamt in Form von Steuern und Abgaben circa 50%. Es bleiben mir also 20€ pro Stunde, von denen ich dann noch die Fixkosten für meinen Laden, Versicherungen und die variablen Kosten für Arbeitsmaterial, gelegentliche Neuanschaffungen und Instandhaltungen von Geräten und Mobiliar zu bezahlen habe.
Was danach noch übrig bleibt, ist der Verdienst, von dem ich lebe ;).